Und es geht doch mitten im Herzen Deutschlands eine anspruchsvolle Offroad-Rallye auf die Beine zu stellen!
Am Osterwochenende traf sich das who-is-who der europäischen Amateur-Rallye-Szene in einem Tagebau nahe Leipzig. Ermöglicht wurde dieses Abenteuer durch die tatkräftige Unterstützung der Mitteldeutschen Braunkohlen AG (MIBRAG), zahlreicher Sponsoren und der Mitglieder des 4x4Clubs Leipzig. Obwohl der Club in den vergangenen Jahren schon viele ähnliche Events veranstaltet hatte, war die BAJA SAXONIA doch eine neue Herausforderung: 130 Teams, die mit großen Erwartungen genannt hatten, waren gespannt auf dieses neue, in Deutschland im Amateurbereich einmalige, Veranstaltungsformat. Geplant waren ca. 400 schnelle Wertungskilometer auf teils sandigem, teils steinigem Untergrund. Die abwechslungsreiche Strecke stellte hohe Anforderungen an Mensch und Material und ist ein perfekter Einstieg in die Saison 2008.
Die Vorbedingungen waren denkbar schlecht: eine Woche Dauerregen weichten den Boden im zukünftigen Fahrerlager so auf, dass einige Teams schon Probleme bei der Einfahrt hatten. Hier wurde zum ersten Mal das Improvisations- und Organisationstalent der Orga auf die Probe gestellt. Ergebnis: Alle Teams schafften es trotz der teils widrigen Umstände pünktlich zur technischen Abnahme und somit auch zum Prolog am Freitag. Pünktlich 14 Uhr startete das Entscheidungsrennen um die Startplätze für den nächsten Renntag. Die Prologrunde umfasste 15 km und konnte den Teilnehmern einen guten Eindruck über die Beschaffenheit des Geländes für die zwei Wertungsprüfungen geben.
Mit dem Sonnenaufgang begann der Renntag der Motorräder und Quads. Um 6 Uhr startete der Erste in einen 36 km langen Rundkurs, der an diesem Tag sechs Mal gefahren werden musste. Nach dem eher vorsichtigen Herantasten an die nun schon in weiten Teilen aufgeweichte und rutschige Strecke im ersten Durchgang steigerte sich das Tempo von Runde zu Runde merklich, so dass zwischenzeitlich sogar Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 180 km/h erreicht wurden! Erschöpft, aber glücklich über das erreichte Ziel beendete die Mehrzahl der Teilnehmer spätestens um 11:30 Uhr (offizielles Wertungsprüfungsende) die erste Etappe der BAJA SAXONIA. Um 12 Uhr erfolgte der Start der PKW und LKW. Die Orientierung war für sie wegen der Spuren, die die Motorräder hinterließen, einfacher. Das war auch an den Geschwindigkeiten erkennbar: Die Durchgangszeiten glichen denen der Zweiräder. Das in der LKW-Wertung mitfavorisierte TATRA-Team, das schon im Prolog Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 150 km/h (!) erreichte, erlitt leider einen Reifenplatzer, der dem Fahrzeug einen zweifachen Überschlag mit Totalschaden und Fahrer und Beifahrer Arm- und Handverletzungen einbrachte. Der bereitgehaltene Rettungsarzt war sofort zur Stelle und somit konnte eine optimale Hilfe geleistet werden.
Leider sollte der Wetterbericht Recht behalten: Im Laufe des Nachmittags setzte wieder der Regen ein – und verwandelte die Strecke in ein noch unberechenbareres Terrain von Matsch und Schlamm. Steckengebliebene Fahrzeuge konnten sich trotz des Wettbewerbs auf die Hilfe ihrer Mitstreiter verlassen: Alle konnten sich selbst bergen und waren nicht auf die von der Orga bereit gestellten Radlader angewiesen. Als großes Problem erwies sich die Streckenlänge in Kombination mit dem enormen Spritverbrauch einiger Fahrzeuge. Gegen Ende der Wertungsprüfung waren sie mit leerem Tank auf der Strecke zu finden und kassieren dafür einiges an Strafzeiten. 19.00 Uhr war für alle die Maximalzeit erreicht und während viele Teilnehmer im Fahrerlager schon am Schrauben waren, bereitete die Rennleitung die nächste Wertungsprüfung vor.
Voller Vorfreude auf den nächsten Tag ging alle Beteiligten zu Bett und schauten am nächsten Morgen nicht schlecht, als sich der Regen in der Nacht in Schnee verwandelt hatte. Eine geschlossene Schneedecke machte die geplante Durchführung der zweiten Wertungsprüfung aus Sicherheitsgründen unmöglich. Die Rennleitung blieb jedoch den Temperaturen entsprechend cool und präsentierte ihren Notplan: der Start für die Motorräder / Quads wurde um zwei Stunden verschoben und die Gesamtstrecke halbiert. Bei widrigsten Wetterbedingungen starteten die ersten Motorräder. Völlig unbeeindruckt vom Schneefall und den Minusgraden zogen sie ihre Runden und kämpften sich durch die Prüfung. Hatten am Vortag die schweren ATVs noch einen kleinen Nachteil, so schlug jetzt ihre Stunde. Mit Untersetzung und Allrad frästen sie sich durch den schweren Boden und hatten nun klare Vorteile gegenüber den nur heckgetriebenen Sportquads.
Als 12.00 Uhr die Autos und LKW auf die Strecke gingen, hatte der Schneefall nachgelassen. Trotzdem war der Streckenverlauf entschärft und die Wertungsprüfung verkürzt. Die meisten Teilnehmer begrüßten diese Entscheidung und lieferten sich auch am zweiten Tag ein spannendes Rennen. Ohne größere Probleme und mit dem permanent freundlichen Lächeln der Streckenposten ging die Veranstaltung am Sonntagabend mit der Siegerehrung zu Ende.
Alles in allem war es eine super organisierte Erstlings-Veranstaltung, die unbedingt nach einer Fortführung ruft. Sollte bei der nächsten Ausgabe das Wetter noch etwas besser sein (in einem Internet-Forum wurde dies quasi schon versprochen) und die Zuschauerpunkte einen besseren Einblick in die gesamte Streckenführung gewähren, dann ist diese BAJA SAXONIA das absolute Sahnestück der deutschen Wochenendveranstaltungen!
Fotos von der BAJA SAXONIA 2008 findet Ihr in unserer Fotogalerie.
(Text: Karsten Dorn)
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