Bericht: 24-Stunden-Rennen in Dobrany

Hätten wir doch Vollgummiräder gehabt…

Nach 3 Jahren Pause wollte es das Team Werner wieder wissen – 24 Stunden Rennen in der Nähe von Plzen (CZ). Auf welche Herausforderung sich alle Beteiligten einlassen, war von den ersten beiden Versuchen bekannt und somit wurde in die Vorbereitung auch extrem viel Zeit investiert. Das Motto für den dritten Versuch war klar: “Geschaut und nur mitgefahren sind wir die letzten Jahre, dieses Jahr wird der Gasfuß stehen gelassen und alles probiert, damit ein Podiumsplatz raus springt!“

Das Fahrzeug in den letzten Monaten mit neuem 2 Liter Motor, neuer Lackierung, neuen Bremsen, Dämpfern und, und, und … komplett überarbeitet, so startete am 24.5.07 das Team zur Fahrt nach Dobrany. In der Nacht zum Freitag kamen wir als erste Mannschaft auf dem Gelände an. Von der Orga war weit und breit noch nichts zu sehen. Nun gut, nach einiger lustiger Sucherei beschlossen wir erst einmal zu schlafen und am nächsten Tag die genauen Örtlichkeiten zu erkunden.

Nachdem am Freitag die Verantwortlichen endlich erschienen waren, stellte sich heraus, dass wir in der Nacht lange nach einem Camp hätten suchen können, denn ab 12 Uhr wurde die angrenzende Landstraße erst einmal komplett gesperrt und zur Boxengasse umfunktioniert – andere Länder, andere Sitten! Nach und nach trafen auch die anderen Teilnehmer ein, und wir mussten feststellen, dass das Starterfeld zwar kleiner geworden war, jedoch der technische Stand der Fahrzeuge auf hohem Niveau lag. Die Optik ließ dies zwar nicht immer erkennen, aber kaum ein Auto hatte noch ein “normales“ Fahrwerk und die verbastelten Motoren waren auch nicht von schlechten Eltern.
Nachdem am Freitag den ganzen Tag die Sonne geschienen hatte, die Temperatur bei 30°C lag und wir den permanenten Flüssigkeitsverlust nur mit Bier bekämpfen konnten, war am Abend zu den beginnenden Trainingsläufen niemand mehr im Stande, ein Auto zu bewegen. Egal, getreu dem Motto: “Jede gesparte Runde im Vorfeld hält das Auto im Rennen länger“ blieben wir beim Bier und freuten uns auf den morgigen Start.

Zum Glück regnete es in der Nacht, der Staub war etwas gebunden und das Rennwochenende begann am Samstag mit dem Motorrad- bzw. Quadrennen. Diese Action ging jedoch an uns vorbei, denn unser Projekt machte bei einer Probefahrt durchs Fahrerlager recht merkwürdige Geräusche! Der Motor spuckte und irgendetwas stimmte nicht mit der Zündung. Kein Problem, wir haben ja noch 2 Stunden Zeit bis zum Start und werden dieses “little problem“ doch in den Griff bekommen. Denkste, die Stunden verflogen im nu: Es war 12 Uhr, das Rennen startete und unser BMW X7P stand noch immer in der Box. Mit 5 Minuten Verspätung und unter riesigem Applaus der reichlichen Zuschauer tobte nun Robert dem Feld hinterher. Die Strecke war für das Fahrwerk mörderisch. Unendliche Rinnen, der Untergrund, trotz des nächtlichen Regens knüppelhart, und permanente Richtungswechsel machten eine schnelle und flüssige Fahrt fast unmöglich. Unbeachtet dieser widrigen Umstände machte Robert Werner in den ersten 4 Stunden Platz für Platz gut und übergab, auf Platz 11 liegend, das Fahrzeug an Torsten Altmann.

Nachdem Aldi die ersten Runden etwas vorsichtig ans Werk ging, wurde es mit der Zeit immer besser und alle freuten sich, dass unser Projekt doch so gut hielt. Man(n) sollte sich jedoch nicht zu früh freuen, denn es dauerte nicht lange, da kam Torsten mit dem ersten von insgesamt fünf kaputten Reifen in die Box. Der Radwechsel war eine Sache von wenigen Minuten und so konnte das Rennen weiter gehen. Die Freude währte jedoch nicht lange, denn da kam die nächste schlechte Nachricht. In der einzigen Wasserdurchfahrt hatte sich ein anderer Teilnehmer festgefahren und beim Versuch, eine Umfahrung zu finden, hatte auch Aldi das Projekt versenkt. Nachdem ein weiterer Teilnehmer unter Zuhilfenahme von Kaltverformungsmaßnahmen an unserer Fahrerseite versuchte, die nicht vorhandene mittlere Spur zu eröffnen, war das Chaos an dieser Stelle perfekt. Das gesamte Feld staute sich und es bedurfte eines Orgafahrzeugs, um diesen Haufen Blech zu entfitzen. Der Schaden hielt sich zum Glück in Grenzen und so konnte Aldi das Fahrzeug wie geplant an Seppel übergeben.
Der Zweite der Altmänner beteiligte sich nun rege mit am Reifenvernichten und so kam unser BMW das ein oder andere Mal öfter in die Box als eigentlich geplant. Da die Reifenprobleme auch andere Teams hatten, machte sich dies in der Gesamtwertung nicht besonders bemerkbar und so lagen wir auf einen guten Top 10 Platz.

Es war inzwischen weit nach Mitternacht, die Hälfte des Rennens war geschafft und ein Anruf von Seppel weckte die gesamte Mannschaft. Aus welchen Gründen auch immer hatte er die Kontrolle verloren und war mit dem Auto so unglücklich in einen Graben eingeschlagen, dass der vordere Panhardstab verbogen war. Die gesamte Vorderachse war ca. 10 cm nach links verschoben und an ein Weiterfahren war im Augenblick nicht zu denken. Schnell wurden Werkzeug und das passende Ersatzteil gesucht, Ölis GAS aktiviert und die Suche nach dem Gestrandeten eröffnet. Zum Glück war die Stelle leicht zu erreichen, so dass sofort mit den Bergungs- bzw. Reparaturmaßnahmen begonnen werden konnte. Die Aktion, das “Schiff“ wieder flott zu bekommen, dauerte eine Stunde und somit war die gute Platzierung in diesem Augenblick erst einmal dahin.

Das harte Rennen zeigte aber auch bei den anderen Teams seine Spuren. Nach und nach hatten auch diese mit mehr oder weniger großen Problemen zu kämpfen und somit arbeiteten wir uns in den nächsten Stunden immer weiter nach vorn. Der BMW X7P lief jetzt wie ein Uhrwerk, die Reifenschäden wurden minimiert und wenn am Sonntag Morgen nicht noch das Lenkgetriebe, als Folge des nächtlichen Abfluges, seinen Dienst quittiert hätte, dann wäre ein Pokal in unserer Klasse unter 2 Liter Hubraum möglich gewesen.
Mit einer Runde Rückstand, was ca. 15 Minuten bedeuteten, wurden wir Vierter in unserer Klasse und Achter in der Gesamtwertung. Alles in allem trotzdem ein toller Erfolg – und wenn wir die Schäden am Fahrzeug mit denen von 2003 vergleichen, dann hat unserer Projekt fast nichts abbekommen. ;-)

Mehr Fotos vom 24-Stunden-Rennen in Dobrany findet Ihr in unserer Fotogalerie und auf der Seite auf der Seite www.offroadmarathon.cz.

(Text: Karsten Dorn)