Die Anreise führte uns über fast 2000 km bis nach Bulgarien, wo die legendäre Balkan-Rallye gestartet wurde.
Bei dieser Veranstaltung geht es ca. 700 km quer durchs Land, wobei größtenteils im Gebirge gefahren wird und die Ziellinie direkt am Schwarzen Meer liegt. Unsere Erwartungen an eine abwechslungsreiche und abenteuerliche Veranstaltung waren sehr hoch, da es sich um die dritte Ausgabe handelte und in den vergangenen Jahren sehr viel von Mensch und Material gefordert wurde.
Am Start in Sofia standen ca. 35 Geländewagen, die sich in eine seriennahe und eine stark modifizierte Klasse unterteilten. Die Teams WERNER (Robert Werner / Uwe Groß) und GLADIATOR Racing (Alexander Kovatchev / Karsten Dorn) starteten als einzige Ausländer in der verbesserten Klasse und hofften, sich gegen die einheimischen Teams durchsetzen zu können.
Nach einem eher zurückhaltenden Beginn verschärfte sich von Tag zu Tag das Tempo und jedes Team musste immer mehr riskieren, um eine vordere Platzierung zu erringen. Entgegen den uns bekannten Gepflogenheiten wurde ca. 2/3 der Tagesetappe als eine Art Roadbook-Tour mit entsprechend großem Zeitfenster gefahren und nur 1/3 als reine Fahrzeit gewertet. Neben unseren beiden Fahrzeugen lagen noch weitere 4 Rallyeautos auf dem gleichen technischen Niveau und da man sich auf der relativ kurzen Distanz eh keinen Ausrutscher oder gar technischen Defekt leisten konnte, entschied am Ende der Sonderprüfung nur die Navigation und die Risikobereitschaft des Fahrers.
Der Streckenverlauf führte uns täglich durch wunderschöne Landschaften, jedoch konnten wir diese kaum genießen, da der Kampf an der Spitze immer erbitterter wurde.
Nach 5 Rallyetagen lagen Robert und Uwe auf Platz drei und Alex und ich führten das Feld an. Am Donnerstag folgte eine ca. 20 km lange Speziale, welche zum Schlüsselerlebnis der Rallye werden sollte und uns letztendlich zum Abbruch der Veranstaltung bewegte. Es begann damit, dass ein Konkurrent kurz nach dem Start seinen super aufgebauten Mercedes G erst einmal frontal vor einen Baum setzte. Fahrer und Beifahrer war zum Glück nichts passiert und somit gingen nach und nach auch die nächsten Fahrzeuge auf die Strecke. Als wir nach einem extrem riskanten Ritt durch bulgarische Wälder im Ziel eintrafen, fehlte der 5 min. vor uns gestartete Wagen. In der Wertungsprüfung hatten wir ihn nicht überholt, das Roadbook war eindeutig und somit kam ein ungutes Gefühl in uns auf. Wir meldeten dies umgehend dem Zeitnehmer, der jedoch überhaupt keinen Kontakt zur restlichen ORGA hatte und somit konnten wir nur hoffen, dass das vermisste Fahrzeug nicht in der gerade passierten hundert Meter tiefen Schlucht liegt. Nach und nach kamen die später gestarteten Teilnehmer ins Ziel, keiner hatte etwas gesehen und auch unser Team WERNER hatte es erwischt. Nachdem sie sich kurz nach dem Start einen Plattfuß gefahren hatten, wollte Robert die verlorene Zeit unbedingt wieder aufholen, riskierte alles und streifte auf einer sehr schnellen Schotterpassage einen auf die Strecke ragenden Baum. Dies führte zu zwei weiteren Platten, einem ungewollten Ausflug ins Unterholz und der Tatsache, dass am Ende ein armdicker Ast im Kühler steckte und die Insassen richtig Glück gehabt haben. Nach einer Stunde tauchte auch das vermisste Fahrzeug wieder auf. Die beiden Piloten hatten einen falschen Abzweig genommen, sich überschlagen und ihr Fahrzeug ziemlich verformt. Da von der ORGA weit und breit nichts zu sehen war, mussten sie ihr Fahrzeug selbst bergen, haben es wieder flott bekommen und sich dann noch bis ins Etappenziel gerettet.
Obwohl wir an diesem vorletzten Wettbewerbstag noch mit einem blauen Auge davon gekommen sind, auf Platz eins und drei in der Gesamtwertung lagen, wollten wir dem Veranstalter gegenüber ein Zeichen setzen und haben uns von der Veranstaltung zurück gezogen. Sicherlich sind wir uns dem Risiko einer solchen Rallye bewusst, jedoch kann es nicht sein, dass wir mit 110 % durch den bulgarischen Wald toben und im Notfall der Veranstalter keinerlei Überblick, bzw. schnelle Hilfestellung zur Verfügung hat.
Da es ja bis zur Ziellinie am Schwarzen Meer nicht mehr weit war, haben wir uns kurzer Hand entschlossen, den eh geplanten Badeurlaub etwas vorzuziehen und auf dem kürzesten Weg zum Strand zu fahren. Es folgte eine wunderbare Zeit an Bulgariens Schwarzmeerküste, alle negativen Erlebnisse waren schnell vergessen und es blieb die Erinnerung an schöne Landschaften, tolle Offroadstrecken und die Tatsache, dass es in Bulgarien keinerlei Verbotsschilder gibt und die Geländewagenfahrer ihre Fahrzeuge noch artgerecht halten können…
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