Bericht: Quadtour Tunesien 2010 4×4-Club Leipzig

Im Frühjahr 2010 fuhren 8 Freunde (Andreas, Drops, Frank, Hagen, Mario, Peter, Rocky, Sven) des 4×4 Club Leipzig e.V. mit 3 Geländewagen (1 Toyo, 1 Nissan Pickup, 1 Frontera), 2 Anhängern und darauf je 3 Quads in den Süden von Tunesien.

Die Abfahrt war für 2 Geländewagen, 2 Anhänger mit je 3 Quads und 5 Mann an einem Freitag im Februar in Leipzig um 07:00h, ca. 08:00h sammelten wir Andreas mit seinem Nissan unterwegs an der Autobahn ein. Ein Anhänger wurde umgehangen und es ging Richtung Genua. Nervig war das Stück in der Schweiz bis zum San Bernardino und das Gekurve vor Genua. Am Samstag um 09:00h trafen alle 3 Geländewagen im Hafen von Genua ein.

Die Fähre „Carthage“ sollte wohl 14:00h abfahren. Wärtsilä hatte wohl noch viel zu tun, ca.20:00h ging es dann los. Wir hatten 2 Stück 4-Bettkabinen mit 3-Mann-Belegung gebucht. Nach mehreren „Erinnerungen“ und zusätzlichen „Vergütungen“ war das Bordpersonal geneigt für alle Gäste je Kabine saubere Wäsche zur Verfügung zu stellen. Das Essen war gut und die See relativ ruhig (ca. 2..4m Wellen). Die Verteilung der Kojen war sehr schwierig und führte zu langen Diskussionen. Drops, Peter und Rocky waren sich schnell einig und bezogen eine Kabine. Laut Dritter sind die Drei starke Schnarcher und alle Drei sind tolerant gegen Schnarcher. In der anderen Kabine, welche von Andreas, Frank und Mario bezogen wurde, gab es angeblich Schnarcher und Nichtschnarcher. Die angeblichen Nichtschnarcher machten am Morgen einen mißbrauchten Eindruck.

Durch die verzögerte Abfahrt in Genua, kamen wir auch später in La Goulette an. In La Goulette warteten bereits 2 Teammitglieder, welche das sich entwickelnde Flugwesen genutzt hatten. Ebenfalls kam es zum Treffen mit Freunden, welche in TN leben sowie zum praktischen Tausch von Nahrungsmitteln u.ä.

Trotz unterschiedlicher Ansichten fuhren wir noch bis ca. 03:00h zum Strand südlich von Gabes. Die unterschiedlichen Ansichten führten zu einem erhöhten Adrenalinspiegel und ermöglichten offensichtlich auch den Schläfrigen die Fahrt bis 03:00h. Der Strand südlich von Gabes ist Nachts offensichtlich ein Treffpunkt junger Tunesier um mit sehr lauter Musik am Strand zu tanzen uä. Es lag, wie überall, einiger Müll herum.

Am nächsten Tag ging es nach Douz. In Douz scheint sich in den letzten 10…15 Jahren nicht viel verändert zu haben. Und das ist gut so. Es waren relativ wenige Pauschaltouris unterwegs. Lediglich einige südeuropäische Studenten- und Schülergruppen waren laut den Einheimischen derzeit in der Region unterwegs, über die sie sich beschwerten. Der Douz Camp Desert Club Campingplatz war innerhalb der Tage, an denen wir da waren, mal leer und mal bis max ca. 60% gefüllt. Für Moped- oder Quadfahrer sowie Bergzelte standen ausreichend, von Palmenwedeln überdachte, schattige Plätze bereit.
Problemlos haben wir die 2 Anhänger und den Toyo hier für mehrere Tage bewacht abgestellt. Am Anreisetag in Douz wurde gebunkert und die Quads machten eine Testtour rund um Douz um Ladungssicherung usw. zu prüfen. Sie fuhr hinaus in die Dünen südlich von Douz. Schnell wurden diverse zusätzliche Gurte am Gepäck angebracht. Überraschend für einige war das Fahrverhalten der beladenen Quads im Sand. Nach ca. 1 Std. hatten sich die Quadfahrer an das Fahren im Sand gewöhnt und es machte riesigen Spaß.

Am nächsten Tag sollte es Richtung Djebil und weiter zum Timbain gehen. Kurz vor der Abfahrt wurde an dem Nissan ein Rahmenriß festgestellt. Also kurze Programmänderung. Die 6 Quads fuhren die für das Ende der Reise geplante Bergetappe im Nordosten von Douz bereits jetzt. Diese erste große Tour ging früh los, Richtung Nord-Ost. Über glatte Pisten kam die Quadgruppe den Bergen näher. Kaum 10 km nach der Abfahrt bescherte ein Stein Drops den ersten Reifenschaden auf unserer Tour. Mit Tip-Top Reifenstopfen war der Schaden schnell gehoben und weiter ging es der Piste folgend. Wenig später verlor Peter einen Wasserkanister, auch dieser wurde mit diversen Spanngurten wieder verzurrt. Kurz darauf ging es durch Hassans-Mund hinein ins Bergland. Die einzigste Palme an diesem Tag stand wie bestellt in der Mittagszeit am Weg. Nach einer Stärkung fuhr die Quadgruppe dann weiter und viel zeitiger als gewünscht hatten sie den Asphalt wieder erreicht. Über Kebili ging es zurück zum Camp.

Andreas und Rocky suchten eine Schweißerei und setzten mit der Hilfe Einheimischer und mehreren aufgeschweißten Knotenblechen den Rahmen instand.

Am nächsten Tag ging es aber endgültig Richtung Süden los. Die 6 Quads fuhren teils querfeld Richtung Cafe du Parc Djebil. Die beiden Geländewagen, welche einen Teil der Ausrüstung für die Quads transportierten, fuhren die Piste Douz-Cafe/Polizeistation-Cafe du Parc-Ksar Ghilane laut RKH-Führer, diese ist uninteressant und bietet viel Wellblech. Geplant war an diesem Tag als Ziel der Timbain. Jedoch nahm der Wind von Stunde zu Stunde zu und entwickelte sich zu einem leichten Sandsturm. Wie eine Oase bot uns das Cafe du Parc einen Zufluchtsort. Hier wurde das Tagesziel Richtung Ksar Ghilane geändert. Über schnell befahrbare Pisten erreichten die Quads wenig später die Oase mit dem bekannten Quellteich.

Die schmalen Dünenzüge vor Ksar Ghilane vom Cafe du Parc kommend sowie zwischen dem Ksar und der Oase erforderten -wie immer- etwas Aufmerksamkeit. Zwischen Ksar und Oase nervten viele südeuropäische Nudelliebhaber, welche teilweise ungesichert mit Moped´s hinter Dünen lagen und deren Begleiter sich bei nähernden Fahrzeugen auch überhaupt nicht um eine Absicherung scherten.
In der Oase Ghilane war relativ wenig los. Zum Glück. Die Quads waren schon 1..2h vor den beiden Geländewagen angekommen und die Quadfahrer badeten ausgiebig.

Sprit gab es am nächsten Tag an einer der Faß-Tankstellen. Die Quads fuhren an diesem Tag eine ausladende Westrunde von Ksar Ghilane nach Zmela. Jedoch hatte der Sandsturm aus West-Richtung viel Sand transportiert und die Quads mußten immer gegen die steilen Dünenhänge fahren. Dort zeigte sich der Vorteil der Allrad-ATV´s. Jedoch kam die Quadgruppe nicht so schnell voran wie erhofft und nahm die Piste nach Zmela zurück über Ksar Ghilane und kamen genau zum Sonnenuntergang im Camp Zmela an. Andreas war mit seinem Nissan direkt nach Zmela gefahren. Hier verpflegte Andreas die abgekämpften Quadfahrer mit einem großem Topf Chili Con Carne.

Rocky fuhr über die Pipelinepiste und Straße von Ksar Ghilane über Matmata nach Mareth durchs Dahar-Gebirge. Es ist zwar alles asphaltiert, aber trotzdem ist das Stück Matmata-Toujane-Ain Tounine-Mareth traumhaft. Es waren keine anderen Touristen unterwegs. Für militärhistorisch Interessierte ist der Besuch des sich am Ortsausgang von Mareth Richtung Medenine befindlichen und vom tunesischen Militär unterhaltenen Museum „Mareth-Linie“ empfehlenswert. Es gab eine sehr gute Führung von einem deutsch sprechenden tunesischen Feldwebel der Fallis.

Andreas fuhr von Zmela nach Douz um zu bunkern und die Quads fuhren von Zmela durch die Dünen zum Timbain und ein Teil weiter zum See. Die Temperaturen lagen im Schatten bei 38°C. Das Wetter hatte sich stabilisiert und die Quadgruppe nahm das Hauptziel der Tour, den See südlich vom Timbain in Angriff. Zunächts ging es zum Tafelberg, der über Pisten und Offroad entlang der Südgrenze des Nationalparks Djebil erreicht wurde. Hier versorgte Andreas alle nochmals mit Benzin und Getränken. Leider gab es auch schlechte Nachrichten. Laut Infos aus Douz hieß es, daß in den nächsten Tagen ein schwerer Sandsturm aufziehen soll. Dies bedeutete ein schmales Zeitfenster für den Weg zum See. Spätestens 14.00 Uhr mußte der Rückweg angetreten werden, egal ob der See erreicht wurde oder nicht (Sicherheit geht vor).

Kurz nach Sonnenaufgang fuhr die Quadgruppe los. Anfangs über eine kleine Piste und dann durch leichtes Gelände kamen sie gut voran. Aber nun wurden von Kilometer zu Kilometer die Dünen höher und steiler. Stellenweise waren die Dünen so hoch, daß bei deren ersten Anblick kein Durchkommen realistisch schien. Mit Mut und Vollgas gab es doch immer noch ein Weiterkommen. Erschöpft aber glücklich erreichte die Quadgruppe gegen 13.00 (nach 4 Std. Fahrzeit) Uhr den See. Das Bad im See und das darauffolgende Mittagessen mit im Sand frischgebackenem Brot machten alle wieder fit für den Rückweg. Allah hatte ein Einsehen und zeigte mit einer LKW-Spur einen leichteren und schnelleren Weg zurück zum Timbain. Gespickt mit atemberaubenden Steilabfahrten hat die Quadgruppe nach 2,5 Std. den vereinbarten Treffpunkt mit Andreas und Rocky erreicht.

Rocky mußte auf dem Weg von Mareth Richtung Timbain in Douz nicht nur für alle bunkern, sondern auch die sich selbst aufgelöste Abgasanlage des Frontera schweißen lassen. Viel Rödeldraht als Zusatzwerkstoff beim Autogenschweißen sowie eine emaillierte Kühlschranktür für die Ummantelung des Schalldämpfers halfen (20,00DT).

Auf der Piste zwischen dem Schild „www.sud-extreme.com 20KMS“ am südlichen Zaun des Nationalparks und Timbaine ging es zu wie in der Hainstraße (Leipzig). Beim Warten an dem Schild auf andere Teilnehmer der Gruppe, kamen in 2h in verschieden großen Gruppen unabhängig ca. 40 Enduros, 2 4×4-LKW und 10 Geländewagen vorbei. Am Timbaine gibt es feste Camps.

Auf der Fahrt vom Cafe du Parc nach Douz sind wir die sehr angenehme und schöne direkte Sandpiste gefahren. Diese Piste ist aus Richtung Douz sogar ausgeschildert. Einige wenige Pauschaltouris in Touribombern (Toyota´s örtlicher Reiseagenturen mit Führer) sind auf dieser Piste unterwegs.

Nach einer Zwischenübernachtung in Douz ging es über Kairuan nach Hamam Lif. In Kairuan waren die Mopedscouts sehr nervig und sehr aggressiv. Sie attackieren jedes ausländische Fahrzeug innerhalb der Stadt. Dies gilt ebenfalls für die selbst ernannten Führer und die Händler in der sehr schönen Medina.

Der Camping Hamam Lif Cedria Plage scheint ein altes und kaum genutztes Jugendlager oder Ferienlager in einem „etwas brauchbaren“ Zustand zu sein. Die Unisex-Sanitäranlagen verdienen max eine Note 4..5. Die Zufahrt von der Hauptstraße über die Gleise hat sich geändert. Nach Tunis kann man mit der Bahn fahren. Der Bahnhof liegt ca. 10 Minuten vom Campingplatz entfernt. Hier fahren auch Taxis nach Tunis.

Da wir einen Reservetag übrig hatten, fuhren Drops, Frank, Mario und Rocky mit dem Taxi nach Tunis zum Bummel durch die Medina. Die Taxifahrten zwischen Cedria Plage und Tunis sowie zurück waren eindeutig die gefährlichsten Momente dieser Reise. Arabische Musik bis zum Endanschlag und freihändiges Fahren mit wackelnden Händen am Fahrzeughimmel (Taxifahrer) bei 100km/h über eine längere Strecke. Wir hatten viel Spaß dabei, aber es ist nicht empfehlenswert für schwache Nerven. Der Preis für die Fahrt von Cedria Plage und Tunis sowie zurück bei 4 Fahrgästen in einem Polo betrug in Summe 30,00DT inkl. Kaffe für jeden Fahrgast in einem Kaffeehaus an der Strecke.

An einem Freitag im März erfolgte die Rückfahrt mit der Fähre nach Genua. In Genua kamen wir ca. 16:00h an, ab Chur gab es Schneetreiben.
Am Sonntag kamen alle gut zu Haus an.

Zusammenfassung:

Früher brauchte man von Douz zum Djebil ca. 1-1,5 d und von dort zum Timbain das gleiche nochmal. Heute braucht man von Douz zum Timbain ca. 4h.

Caffee´s gibt es südlich Douz an den Pisten wie Sand am Meer bzw. in der Wüste. Am See südlich vom Timbain gibt es auch schon ein Camp. Ebenso mehrere südlich von Ksar Ghilane. In Douz gibt es einen 4×4-Abschleppdienst Service Sud mit Unimog´s usw. Auf dem Campingplatz Desert Camp Douz waren relativ wenige Off-Road-Reisende und nur 2 Womo´s.

Es waren 02-03/2010 sehr wenige Pauschaltouris in TN unterwegs, im Süden praktisch gar keine. Dies liegt sicherlich auch an den Hinweisen des AA für den genannten Zeitraum:
„Das Auswärtige Amt rät bei Aufenthalten in Tunesien – wie in allen Ländern der Region – zu erhöhter Aufmerksamkeit. Es weist insbesondere auf die Gefahren bei Reisen in die Sahara im Grenzgebiet zwischen Tunesien, Algerien und Libyen hin, das südlich der Wüstenoasen Tozeur und Nefta gelegen ist. Von den tunesischen Behörden ausgewiesene Sperrgebiete sollten in jedem Fall gemieden werden.“
„Von Reisen in die Saharagebiete südlich von Es Sabria in Richtung El Borma wird dringend abgeraten.“

Der Dank aller Beteiligten gilt den beiden Hauptorganisatoren Andreas und Frank.

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(Text: Frank, Sven und Rocky)